Burgholzhausen-info/ Januar 28, 2024

Hätten sich die Nauheimer einst nicht durchgesetzt, wer wäre heute wohl der größte Steuerzahler in Bad Holzhausen?

Einer ist immer schuld. Im Falle von Holzhausen waren es wohl die Nauheimer. Wenn die nicht gewesen wären, freute sich der Friedrichsdorfer Stadtkämmerer heute vielleicht über einen anderen „größten Steuerzahler“ in Burgholzhausen. Drei Mineralquellen sind in Burgholzhausen verzeichnet. Die Sonderausstellung Burgholzhausen zeigt Exponate und Fotos aus der Holzhäuser Geschichte.

Der gute alte Sauerborn

Kenner von Burgholzhausen wissen, wo der Sauerborn steht. Nicht hübsch, aber heute noch klar als Brunnen zu erkennen, ist die alte Mineralquelle nahe der alten Bornmühle direkt am Erlenbach. Gegraben wurde er wohl zwischen 1537 und 1609, so ganz genau geht es aus den alten Büchern nicht hervor. Das Wasser war prickelnd und schmeckte säuerlich, wohl bedingt durch einen hohen Sauerstoffgehalt. Auch der Gehalt an Kohlensäure war sehr hoch. Der Sauerborn musste regelmäßig instandgehalten und gereinigt werden, die Rechnungen sind in den alten Bürgermeisterbüchern erhalten. Bei der Reparatur der Stockpumpe kam es 1834 zu einem schlimmen Unglück. Der Pumpenmacher wurde ohnmächtig, wahrscheinlich hatten sich giftige Gase gebildet. Zwei weitere Helfer stiegen nacheinander hinunter, es ereilte sie das gleiche Schicksal. Auch der Gemeindediener Johann Jost Pfort stieg herab, um den anderen zur Hilfe zu eilen. Drei der Männer konnten gerettet werden, doch für den Gemeindediener kam jede Hilfe zu spät. Er erstickte an den Kohlendioxidgasen, die sich am Grund gebildet hatten. Weiterhin nutzten die Holzhäuser die „erfrischende Quelle“ und schickten abends ihre Kinder zum Wasser holen.

Im frühen 20. Jahrhundert versuchten sie die sprudelnde Mineralquelle weiter zu erschließen. Zur ausreichenden Vermarktung hielt das „Chemische Untersuchungsamt für die Provinz Hessen“ 1929 die Förderung von monatlich 250 Kubikmeter Wasser erforderlich. Der Sauerborn lieferte locker 8 m3 Wasser am Tag. Das Vorhaben scheiterte jedoch aus unterschiedlichsten Gründen, die wirtschaftliche Allgemeinsituation und der nachfolgende Krieg gehörten dazu. Auch wurde bereits 1934 ein Rückgang des Mineralstoffgehaltes registriert, wohl nachdem er als Schachtbrunnen gefasst wurde.

1974 wurde eine „Verdünnung“ des Mineralwassers durch Süßwasser bei Wasserproben festgestellt. Dazu kam eine Verunreinigung von Koli- und Typhusbakterien. Der Brunnen wurde stillgelegt, ein erneuter Versuch in den 1980er Jahren brachte keine weiteren positiven Erkenntnisse. Der Sauerborn blieb versiegelt.

Die stillgelegte Sauerbornquelle direkt am Erlenbach ist optisch kein Hingucker.

Es waren derer zwei Sauerbörnchen!

Was viele nicht mehr kennen können, ist der zweite Sauerborn. Ja, auf beiden Seiten des Erlenbachs standen je einen Sauerbrunnen. Der jüngere wurde 1844 entdeckt. Doch die CO2- und Mineralgehalte waren schwankend. Bis 1938 lieferte auch diese Quelle rechts des Erlenbachs noch, doch durch den Bau der Straße nach Friedrichsdorf versiegte sie Ende der 1930er Jahre endgültig und wurde stillgelegt.

Der kurze Traum vom Bad Holzhäuser Eisenbahn-Wässerchen

Dem Bauerndorf Holzhausen bedeutete die Aussicht auf den Bahnanschluss Anfang des 20. Jahrhunderts wirtschaftlicher Zugewinn. Ermöglichte eine Bahnhofhaltestelle den Menschen, weiter entfernte Arbeitsstätten täglich zu erreichen und so ein beständiges wirtschaftliches Auskommen im Rahmen der wachsenden Industrialisierung zu erreichen. Erste Bestrebungen zum Bau der Strecke Friedrichsdorf – Friedberg erfolgten bereits 1868 unter Führung des August Privat aus Friedrichsdorf. Jede Gemeinde am Trassenverlauf sollte kostenfrei Acker- und Wiesenland für den Bau bereitstellen, auch das kleine Holzhausen. Doch die Vorbereitungen sollten noch über drei Jahrzehnte dauern und viele Hindernisse wollten, nicht nur im Dorf Holzhausen, überwunden werden, bis es endlich zur Eröffnung der Bahnstrecke im Juli 1901 kam.

Der Erlenbach musste überbrückt und ein Bahndamm musste gebaut werden, für den anfallender Lehm und Letten nicht verbaut werden konnten. Eine weitere Verzögerung ergab sich durch einen Fund auf dem neuen Bahnhofsgelände: Ein dritter Mineralbrunnen wurde am Bahnhof entdeckt! Der Fund schürte weitere wirtschaftliche Hoffnung, hatte man doch mit den Sauerbörnchen bereits zwei Mineralbrunnen. Konnte man hier eine Förderung in Gang bringen und dem Bauern- und Arbeiterdorf zu weiteren Geldquellen verhelfen?

Hier (Burgholzhausen) war übrigens die schwierigste Baustelle, da der zu bewegende Untergrund in fast flüssigem Schlick oder Letten bestand und bekanntlich hier auch kohlensaure Quellen zu Tage traten. Die damals Aufsehen erregende, bedeutendste mußte leider wieder verschüttet werden…“

Taunusbote vom 16.1.1901

 

Ein Streit entbrannte, denn die Mineralsoleschicht reicht von Bad Homburg bis hin zum heutigen Bad Nauheim. Die neue Bahn versprach Kurgäste aus dem bekannteren Bad Homburg auch bis in die Wetterau zu bringen. Das wollten sich besonders die Nauheimer nicht entgehen lassen, die längst aus eigenen Quellen förderten. Die Nauheimer Brunnenverwaltung setzte sich gegen die Holzhäuser durch, der Holzhäuser Eisenbahnbrunnen wurde zugeschüttet. Aus der Traum. Auch die Eröffnung der Bahnstrecke verzögerte sich um zwei Wochen wegen der Ereignisse in Holzhausen.

Wäre heute der größte Steuerzahler Holzhausens möglicherweise ein anderer?

Die Eisenbahnquelle förderte nie ein Wässerchen. Vielleicht hätten die Mineralwasserflaschen so ausgesehen, die Burgholzhausen-Ausstellung erinnert an den alten Brunnenfund um das Jahr 1900. Kurz nach der Entdeckung wurde der Brunnen am Bahnhof wieder zugeschüttet, da die Nauheimer Brunnenverwaltung einen Rückgang ihrer Quellen befürchteten. Aus der Traum von Bad Holzhausen!

Sonderausstellung über Burgholzhausen noch bis 31. März

An diese kleine Lokalgeschichte und viele weitere wissenswerte Ereignisse der älteren und neueren Dorfentwicklung erinnert die aktuelle Sonderausausstellung „802 Jahre Burgholzhausen – Von der Burg zum Friedrichsdorfer Stadtteil“ im Heimatmuseum in Seulberg. Finden Sie den heutigen „größten Steuerzahler“ in der Ausstellung? Ein Kurzfilm zum heutigen Ortsleben, viele Originaldokumente, alte Fotos und Originalexponate, darunter eine Familienbibel, die besonders sehenswerten Berman-Ofenkacheln als Original, Werke des Holzhäuser Bildhauers August Haag und besondere Highlights von der alten Holzhäuser Radrennbahn und mehr entdecken Sie in der kleinen Ausstellung! Unbedingt mit der ganzen Familie hingehen und anschauen!

Jeden Sonntag von 14.00 – 17.00 Uhr geöffnet, dazu mittwochs und donnerstags von 9.00 – 12.30 Uhr. Jeden letzten Sonntag im Monat findet dazu ein Café im Heimatmuseum statt (auch heute, 28.1.24). Die Sonderausstellung läuft bis 31.3.2024. (SN)

Heimatmuseum Seulberg, Alt Seulberg 44, Friedrichsdorf-Seulberg, Telefon 06172 731 – 3100 oder -3120

Ein Ausstellungsthema erinnert an den Burgholzhäuser Einzelhandel in den 1960er – 80er Jahren.


Quellen:
Aufsatz Marianne Peilstöcker, „Sauerborn in Burgholzhausen“, 2014
Mineralwasser aus dem Taunus – Brunnen und Bäder zwischen Weilbach und Rosbach. Begleitpublikation zur Ausstellung in der Taunusgalerie im Kreishaus des Hochtaunuskreises, Bad Homburg v.d.H., 2010 und im Stadtmuseum Bad Soden, 2011. von Hanspeter Bosch, Gunther Krauskopf und Konrad Schneider. ISBN 978-3-00-032797-2