Burgholzhausen-info/ Juli 9, 2024

Eine aufregende Woche im Burgholzhäuser Schulzirkuszelt ist vorbei. Die Schülerinnen und Schüler der Grundschule schreiben unzählige großartige Erfahrungen ins Erinnerungsbuch ihrer Schulzeit, von denen sie lange zehren werden. Vom 1. – 6. Juli 2024 fand die Schulzirkus-Projektwoche statt.

Zirkus ist eine besondere Welt. Welches Kind träumt nicht von einem Besuch im Zirkuszelt und dem lustigen Clown, der alle zum Lachen bringt oder der Eleganz der mutigen Seiltänzer oder schwingenden Trapezkünstlern in luftiger Höhe? Zirkus ist das Erzeugen vieler Illusionen durch harte Arbeit und präzise Vorbereitung. Die über 200 Burgholzhäuser Grundschulkinder haben es in der vergangenen Woche am eigenen Leib erlebt bei dem Schulzirkusprojekt im Zirkuszelt auf der Schulwiese in der Peter-Geibel-Straße. Vorbereitet wurde das Event schon seit über einem Jahr vom Förderverein der Grundschule, der eine Woche lang die Kinder ebenfalls besonders begleitet und dazu ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm auf die Beine gestellt hatte mit Kinderbuch-Autorenlesungen, einem phänomenalen Kindertanznachmittag mit DJMakes und einem leider verregneten Nachmittag mit Grundschulchor und den Landfrauen, die süße Verpflegung, viele Bastelmöglichkeiten und Aktionsspiele mitgebracht hatten. Die letzteren fielen dem Wetter zum Opfer. Doch das tat dem Erfolg der Woche keinen Abbruch, denn die eigentlichen Höhepunkte fanden ab Freitagvormittag mit Beginn der Generalproben in der Zirkusmanege statt.

Im Zirkustruck ist das komplette Manegenzelt-Equipment untergebracht.

Zirkusdirektor Benny Thiel des Circus Soluna fuhr nicht nur den riesigen gelben Truck inklusive Zirkuszelt persönlich nach Burgholzhausen, sondern brachte ein mehrköpfiges Team von meist jüngeren Zirkuspädagogen mit, die die Kinder in die Geheimnisse der Zirkuswelt entführten. Konkret zur Sache für die Schulkinder der Klassen 1 bis 4 ging es seit letztem Montag. Eingeteilt in zwei altersgemischte Gruppen fand vormittags einige Stunden begleitender Schulunterricht durch das Lehrerkollegium statt, während in der gleichen Zeit jeweils eine Gruppe „Zirkusunterricht“ hatte. Die Kinder durften selbst aussuchen, ob sie als Clown, Bodenakrobat oder Jongleur ihre Kurzausbildung machen wollten oder sich sogar in luftige Höhe auf das Seil oder das Trapez trauten. Benny und sein Team ermöglichten den Kindern aller Altersstufen ein Mitmachen in der jeweiligen Shownummer und stellten die Auftritte mit gemischten Gruppen von 6- bis 10-jährigen Mädchen und Jungen zusammen.

Lektion 1: Perfektes Posieren

Eins schienen sie alle am Ende der Woche perfekt zu können: Gekonnt und publikumswirksam posieren, ob allein, mit dem Partner oder der ganzen Truppe nach einer aufgeführten Nummer. Da standen sie, reckten die Brust raus, streckten die Arme bis in die Fingerspitzen aus und strahlten um die Wette ins Publikum.

Seiltänzer-Team zeigt sich dem Publikum gemeinsam nach den Einzelauftritten.

So eine Zirkuswoche schweißt zusammen. Man bemerkte, die Kinder achteten auf ihre Partner in der Manege, immer wieder der Seitenblick zum Nachbarn und Abgleich der Bewegungen, ob bei der Bodenakrobatik mit rund 12 Kindern oder dem einzelnen Partner am anderen Ende des Höhenseils. Einige waren so glücklich, ihre Nummer mit Bravour geschafft zu haben, dass sie den Anblick und den Applaus des Publikums genossen und einen Moment länger auf der Bühne verweilten, bis sie von ihren Zirkuskollegen aus ihrem kurzen Tagtraum zurückgeholt wurden.  Das Trainerteam stand begleitend zur Seite, aber nie im Vordergrund, es sei denn bei einer Aufführung war kurzfristig ein Kind ausgefallen. Obwohl sie meist im Hintergrund standen oder Handreichungen mit unbewegter Miene machten, mogelte sich dann und wann ein stolzes Lächeln auch in deren Gesichter, wenn einer der Schützlinge eine schwierige Übung vor dem Publikum geglückt war. Genauso wie bei den Mitgliedern des Vorstands des Fördervereins, die mal im Publikum saßen oder einfach im Eingangsbereich standen, zufrieden, ihre Kinder mit ehrlicher Freude vor Publikum spielend zu erleben mit Auftrittsnummern, die es durchaus in sich hatten.

Gekonnte Akrobatik und lustige Clowns

Die Zirkusshow wurde von keinem Geringeren als dem Rektor der Schule Dirk Hempelmann persönlich im roten Schulzirkus-Shirt eröffnet. „Erleben Sie ihre Kinder, wie Sie sie vielleicht noch nicht kennen.“ Weiter erinnert Dirk Hempelmann bei seiner Ansprache als „Zirkusdi-Rektor“ daran, dass ein solches kreatives Projekt stark zur Entwicklung des kleinen Menschen und seiner Persönlichkeit beiträgt. „Manchmal muss man die Kinder machen lassen, als Eltern und Lehrer, und darf staunen, was sie daraus machen.“ Er nahm das Publikum und auch die vielen kleinen Besucher, die ihre Sonderplätze am Rande der Manege hatten, voll mit.

“Zirkusdi-Rektor” Dirk Hempelmann begrüßt das Publikum in der Manege und erwähnt die immensen Möglichkeiten, die diese Projektwoche bei der Entwicklung der kleinen Persönlichkeiten beiträgt.

Vier kleine Clowns übernahmen und brachten das Publikum mit kleinen Wortverdrehern gekonnt zum Lachen. Ein langes Drahtseil war bereits quer über die Manege gespannt, und tatsächlich wagten sich einige Mädchen und Jungs mit erstaunlichem Mut über das Seil, mal allein, mal trafen sich zwei Kids in der Mitte. Sie knieten nieder, posierten und drehten sich zum Publikum, zeigten einen Balanceakt mit ausgestrecktem Bein oder schwangen bunte Bänder. Hoppla, auf einem Seil in etwa 1,50 m Höhe! Zwei Artistinnen hatten die Augen mit einer Maske bedeckt und verließen sich blind auf ihr Fußgefühl. Da wurde durch Reifen gestiegen in luftiger Höhe und sogar mit einem Reifen über das Seil balanciert und den auch noch dem Seilpartner übergeben! Zwei Trainer standen sichernd zur Seite.

Zu zweit auf dem Seil und dabei ein Radwechsel!

Bei der Bodenakrobatik formierten die Kinder in rasender Geschwindigkeit menschliche Pyramiden, rollten Purzelbäume und bewegten sich als gemeinsamer Zug über die Matten. So schnell, dass man kaum gute Fotos machen konnte.

Die Bodenakrobaten zeigen ihr Können.

Natürlich durften die Clowns nicht nur die Einleitung machen, ein ganzer Trupp kam gleich mit zwei Nummern fröhlich auf die Bühne und versuchte sich zuerst als Chor mit einem Dirigenten, der des Zählens nicht mächtig war und so den gemeinsamen Stimmeinsatz auf vielfältige Art und Weise versiebte. Auch das Publikum bezogen sie in ihre Nummer ein, doch mehr als ein schiefes Krächzen kam nicht raus. Beim zweiten Auftritt musste ein “umwerfendes Phänomen” geklärt werden, bei dem die Clowns reihenweise umfielen. Der Kleinste, verkleidet als Huhn, löste das Geheimnis auf.

Fröhliche Clownstruppe bringt das Publikum zum Lachen.

Vielfältige Jonglage, hohes Trapez und beeindruckende Feuershow

Tatsächlich gab es kleine Feuerschlucker, die Experimente zeigten, die man zuhause garantiert nicht nachahmen sollte! Doch sie zeigten auch Respekt vor ihrer Nummer. Das Geheimnis wird aber nicht verraten, das machen Zirkusleute einfach nicht.  Auch unter den Jonglage-Nummern gab es spektakuläre Auftritte mit einer richtigen Feuershow mit drehenden Stangen, die im abgedunkelten Zelt, magisch hervortraten. Mut, gepaart mit Können, zeigten die Mädchen und Jungs, die sich die brennenden Fackeln im Zelt gegenseitig zuwarfen und auffingen!

Die Feuerschlucker-Gang – ein Mädchen war auch dabei.

Angstfrei und dennoch mit Respekt bei der Feuershow zirkulieren brennende Feuerstangen durch die Manege.

Andere Jonglage-Nummern mit Keulen, mehreren Bällen oder bunten Tüchern waren unterhaltsam anzuschauen. Unterhaltsam, weil die Artistinnen und Artisten aufrichtige Freude an ihrem Auftritt zeigten, auch wenn mal ein Ball zu früh nach unten fiel. Diese besondere Bodenanziehungskraft kennt man aus eigener Erfahrung. Besonders geschickt waren die beiden Teller-Jongleusen, die sich mit dem Teller auf dem Stab auf den Manegen-Boden legten, sich im Liegen mehrfach drehten und dabei munter weiter den Teller rotieren ließen.

Bauchmuskeltraining beim Jonglieren.

Einen weiteren Höhepunkt gab es, als Jungen und Mädchen auf die zwei Trapeze stiegen, die aus der Kuppel herunterhingen. Sie kletterten hoch, schaukelten kopfüber hin und her, stellten sich geschickt auf die schwingende Stange und zeigten dann noch Übungen, die definitiv ordentlich Kraft in Armen und Beinen erfordern. Das Publikum staunte nicht schlecht, als die jungen Künstler und Künstlerinnen sogar zu zweit erst auf das Trapez stiegen und dann noch der eine auf die Schultern des anderen Artisten kletterte. Chapeau! Da zieht jeder Zirkusdirektor den Hut!

Richtig Tempo kam in die Show mit den Seilhüpfern, oder Rope Skipper, wie sie heutzutage genannt werden. Hier zeigten die jungen Artisten Schnelligkeit, Timing, Sprungkraft und jede Menge Geschick beim Durchlaufen des rotierenden Seils, beim Hüpfen oder beim Handstand unter und über das Seil! Auch zwei Seile gleichzeitig oder gekreuzt, gar kein Problem. Dabei hatten die Kids allein durch ihre unterschiedlichen Körpergrößen schon andersartige Herausforderungen zu meistern, als die beiden Zirkustrainer die langen Seile schwungvoll bewegten.

Rope Skipper

Zum großen Finale flitzten alle Artistinnen und Artisten gruppenweise in die Manege und setzten sich dort strahlend nieder. Sie ließen ihrem Stolz und ihrer Freude freien Lauf, hüpften alle gleichzeitig im Takt der Musik in die Höhe, reckten die Hände und genossen den Konfetti-Regen, der bunt auf sie niederfiel und den rhythmischen Applaus des Publikums.

Bunte Papierschnipsel fallen beim Finale aus der Manegenkuppel.

Zirkusnummern, die keinem Profizirkus nachstehen

Natürlich lief nicht alles perfekt, aber muss es ja auch nicht. Das gehörte zur Lernkurve der Woche. Da fiel mal ein Ball bei der Jonglage zu früh nach unten oder das federleichte Chiffontuch verfing sich beim Hochwerfen im Haar der jungen Artistinnen. Auch hier gingen die Kinder letzte Woche durch die Zirkusschule gemäß dem Motto „The show must go on“. Manches Kind nahm es mit Humor und lachte über das kleine Missgeschick, andere waren in solchen Momenten ein wenig traurig. Wieder andere nahmen die Herausforderung einfach an, hoben die Stange mit den brennenden Feuerenden flugs auf und wiederholen die Übung, die auch prompt im zweiten Anlauf gelang. Die Besucher waren sich einig, egal welche Vorstellung sie besucht hatten: es waren grandiose zirkusreife Vorstellungen. Omas drückten stolz die Enkel, die Mamas und Papas sparten nicht mit festen Umarmungen. Und die Kids? Sie strahlen um die Wette, sprudelten ihre Erlebnisse heraus und hatten Hunger und Durst!

Schulleiter Dirk Hempelmann konnte man bei allen Vorstellungen auf seinem Platz in den Zuschauerrängen beobachten, wie er genau das machte, was er den Besuchern empfohlen hatte: Er beobachtete still und staunte über die beachtlichen Leistungen seiner Schulkinder in der Burgholzhäuser Manege, wo die Kinder über sich hinauswuchsen. Ein Zirkus, der einem Profizirkus mitnichten mit diesem abwechslungsreichen und flotten Programm nachstand. Nur die Artisten waren jünger, kamen aus Burgholzhausen und dem Schäferborn. Sie haben jetzt viel zu erzählen und nehmen Erinnerungen und Erfahrungen fürs Leben mit, die ihnen keiner mehr nimmt. (SN)

Drei Kinder bitten das Trainerteam vom Circus Soluna stellvertretend für alle bei der letzten Vorstellung nach vorne und bedanken sich für die fantastische Woche.

Die Zirkusaufführungen beider Gruppen wurden gefilmt. Die Schulkinder erhalten in dieser Woche einen Brief mit nach Hause, wo die Eltern alles zur Bestellung des Videos und der Bilder nachlesen können.

Impressionen aus Vorstellungen im Schulzirkus 2024

Doppelklick zum Starten der Bildergalerie – am besten am PC oder Tablet genießen! (weitere Impressionen der Zirkuswoche “Rund ums Zirkuszelt & Rahmenprogramm” gibt es hier)

 


Weitere Impressionen von der Zirkuswoche “Rund ums Zirkuszelt & Rahmenprogramm” gibt es HIER.