Burgholzhausen-info/ Oktober 27, 2023

Farbenspiele – Eine Ausstellung zeitgenössischer Kunst im Alten Rathaus in Burgholzhausen am 5. November 2023 mit Werken von Ute Rößner-Starck

Strahlende Farben, Spiel mit Licht und Schatten und überraschende Motive erwarten die Besucher der Bilder-Ausstellung Farbenspiele.

Die kleine rothaarige Frau reicht mir kaum bis zu den Schultern, sie lacht mit den Augen. Man sieht ihr an, dass sie das Leben liebt. Sie geht auf Menschen zu und ist kommunikativ, legt großen Wert auf ein gepflegtes Äußeres und wirkt in keiner Weise aufdringlich in ihrer Art. Das Leben hat sie gezeichnet, darf es, sie ist Jahrgang 1946. Mit 77 Jahren hat die gebürtige Ober-Erlenbacherin Ute Rößner-Starck einige gravierende Lebensereignisse in der Familie hinter sich gebracht, sich selbst gesundheitlich massiven Herausforderungen stellen müssen. Man kann sagen, Ute kennt das Dur und Moll des Lebens. Verarbeitet hat sie ihre Lebenserfahrung seit 2004 in ihren Bildern, allesamt gegenständliche Ölmalereien.

Konzentriert trägt Ute Rößner-Starck die Ölfarben schichtweise auf die Leinwand auf.

Einige zieren die Wände in ihrem Zuhause, wo sie sich auf der Empore der Wohnung mit ihrer Staffelei und den Maluntensilien ihren Arbeitsbereich eingerichtet hat. Ich lasse den Blick schweifen und entdecke farbintensive Landschaftsmotive, allesamt geprägt durch Spiel von Licht und Dunkel. Sie wirken so lebendig, haben Tiefe, egal ob Licht Bäume durchflutet, Gewässer sich bewegt oder Horizonte in unterschiedlichen Stimmungen erleuchten. Nordlichter umspielen den Mond und lassen den winterlichen Tannenwald funkeln. Der Blick geht weiter und bleibt an einer Frau hängen, die rauchend allein an einer Bar sitzt und vor sich hin sinniert. Gläser stehen einsam auf der Theke, die Gesprächspartner sind wohl eben raus. Ute nennt ihr Bild Martini-Party. Ein Hingucker, der den Betrachter festhält, aus dem Farbenspiel Moll. Es sind keine 08/15-Motive, die Ute in der zeitintensiven Öltechnik festhält. Ihre Bilder verdienen einen Moment des Verweilens, des auf-sich-wirken-Lassens, um die Intensität des Ausdrucks und die Tiefe des Gemäldes voll zu erfassen.

Foto eines Gemäldes, dass eine rauchende Frau mit tiefem Rückenausschnitt an einer Bar vor leeren Gläsern zeigt.

Die „Martini-Party“ spielt mit der Fantasie des Betrachters.

Ute Rößner-Starck setzt in ihren Gemälden auch Menschen in Alltagssituationen in Szene, vorwiegend Frauen.

Heuballen vor einem weißen Haus mit rotem Dach umrahmt von einzelnen Bäumen in der Toskana

Erntezeit in der Toscana – An sehr vielfältige Motive hat sich Ute Rößner-Starck herangewagt.

Ihr langjähriger Lebenspartner Theo Kremkow berichtet, dass sie häufig morgens aufsteht und dann ein Bild fertig vor dem geistigen Auge hat. Dann zieht es sie an die Leinwand und sie setzt es einfach um. Das Talent hat sie wohl von ihrem Opa geerbt, der auch in Öl malte, gegenständlich, viele typische Jägermotive. „Er hat die Farben noch selbst gemacht. Sogar Auftragsarbeiten hat er angenommen, z.B. für die Hirschapotheke in Bad Homburg, wo er passend zum Apothekennamen einen großen Hirschen an die Wand malte.“ Seit 2004 fing sie selbst an zu malen, sie wollte es einfach mal ausprobieren. Sie belegte Malkurse, um mehr über die Maltechnik der Ölmalerei zu erlernen. Doch sie ist ein Naturtalent und lernte autodidaktisch mit jedem Werk dazu. Auf die Frage, wann sie denn ihr Maltalent entdeckt hat, erzählt sie: „Malen konnte ich schon ein bisschen in der Schule. Doch ist es dort nicht weiter bewertet worden.“ Ute Rößner-Starck widmet sich allein der Ölmalerei, weil sie findet, dass die Werke, die durch den notwendigen Trockenvorgang zwischen den Malschritten nur über mehrere Tage entstehen können, ihren Bildern mehr Struktur und Tiefe verleiht. Die Farben bleiben dauerhaft intensiver und ausdrucksstärker als in einem Acrylbild.

Ein Gemäldeausschnitt, das einen braunen Zaun mit Büschen überwachsen zeigt. Im Hintergrund steht eine verfallene Scheune

Ölfarben ermöglichen die Darstellung von lebendigen Farben und tiefgehenden Strukturen. Ute Rößner-Starck vermag es, sie herauszuarbeiten und detailliert in Szene zu setzen wie hier bei dem Bild „Alte Scheune“.

Stimmungsintensiv mit Lichtreflexion: Das „Geisterhaus“ wirkt verwunschen im Flur beim Fotoshooting.

Utes Werdegang ging lange Zeit in eine vollkommen andere Richtung. Sie machte erst eine Ausbildung als Buchhalterin, um im elterlichen Metallverarbeitungsbetrieb in Ober-Erlenbach mitzuarbeiten. Sie heiratete, bekam einen Sohn. Ihr Mann übernahm den elterlichen Betrieb. Doch dann kam die Trennung und alles verlief sich. Sie arbeitete viele Jahre beim Hessischen Rundfunk in der Besucherbetreuung. In Neu-Anspach betrieb sie acht Jahre einen Fotoladen, bis sie schließlich ihren neuen Lebenspartner Theo kennenlernte und 2003 nach Burgholzhausen zog. Erst danach entdeckte sie 2004 die Malerei als festes Hobby für sich. Nach 2012 gab es eine gesundheitlich-bedingte Schaffenspause, doch vor vier, fünf Jahren griff sie wieder voller Energie und Schaffenskraft zum Pinsel und widmet sich intensiv ihrem Hobby, der Ölmalerei.

Zwei blaue Flaschen vor einer Zitrone waren eins ihrer ersten Motive. Der Anfang war gemacht und Weichen für eine deutlich sichtbare Weiterentwicklung ihres künstlerischen Talentes gestellt.

Zwei Flaschen hinter einer Zitrone

Eins von Utes ersten Gemälden 2004 in Ölfarbe gestaltet, noch sehr minimalistisch anmutend. (Foto: privat)

Bekannte und Freunde bewundern ihre Werke seit Jahren. Wiederholt stand die Frage im Raum, warum sie ihre Bilder nicht einmal ausstellt. Ute ist zurückhaltend. „Ich mache das für mich, für mein Wohlbefinden“, so Ute Rößner-Starck überzeugend. Doch inzwischen ist auch in ihr der Wunsch gewachsen, sich einer Ausstellung und einem breitem Publikum zu stellen. Am Sonntag, 5. November 2023, präsentiert sie eine Auswahl von 50 Werken im Alten Rathaus in Friedrichsdorf-Burgholzhausen von 11 bis 17 Uhr. Der Titel der Ausstellung ist wohl gewählt und steht für fast 20 Jahre ausdrucksvoller Malerei mit vielfältigen Motiven: „Farbenspiele – Impressionen in Dur und Moll“. Ein Besuch ist sehr zu empfehlen. Der Eintritt ist frei.

Schulterblick: Das neue Werk ist eine Liebeserklärung an den Herbst, bunte Farbmomente laden zu einem Spaziergang ein.

Für den Verein Altes Rathaus Burgholzhausen e.V. ist es im Jubiläumsjahr von Burgholzhausen die zweite Ausstellung, die in dem schönen Ambiente des alten Fachwerkhauses unter dem Motto 800 Jahre Burgholzhausen gezeigt wird. Die Veranstaltung rundet die Reise durch die Geschichte des Ortes ab mit einer Ausstellung über zeitgenössische Kunst einer Burgholzhäuser Künstlerin. Beim monatlichen Rathaus-Café können sich die Besucher an diesem Tag von 15 bis 17 Uhr bei Kaffee-Spezialitäten und hausgemachten Kuchen stärken (SN).

Gemälde einer blühenden Rose mit einer Knospe auf einer Staffelei. Am oberen Bildrand schaut das Gesicht eines bärtigen Mannes hervor.

Ein Lieblingsbild: Die großformatige Rosenblüte (Öl auf Leinwand) zeigt gleichzeitig Lebendigkeit und Vergänglichkeit. Über Monate hat Ute Rößner-Starck an diesem meisterlich ausgeführten Gemälde im Format 90 x 120 cm gearbeitet. Der Schnappschuss mit Lebensgefährte Theo entstand zufällig bei dem Fotoshooting für den Ausstellungskatalog.

Farbenspiele – Impressionen in Dur und Moll

Ausstellung von Ölgemälden der Künstlerin Ute Rößner-Starck, Burgholzhausen

Sonntag, 5. November 2023 von 11 bis 17 Uhr

Altes Rathaus, Am Alten Rathaus 2, 61381 Friedrichsdorf – Burgholzhausen

Freier Eintritt

 

Text/Fotos: Susanne Noster