Burgholzhausen-info/ Juni 16, 2023

Fortsetzung zum Bericht „Früher war alles anders – Rückblick auf 750-Jahrfeier“ – der Esel im Festzug

Wer hätte gedacht, dass die Frage zum Esel im Festzug von 1972 zur 750-Jahrfeier nach dem gestrigen Bericht „Früher war alles anders – Rückblick auf die 750-Jahrfeier“ so schnell beantwortet würde. Denn schon heute morgen klingelte es an der Tür, davor stand Beate Schellhas schelmisch grinsend und meinte „Ich hätte da was für Euch.“ Dabei hatte sie einen alten Zeitungsartikel und einige Bilder aus dem Familienalbum. „Das mit dem Esel, das waren wir.“

Beates Vater als Schinderhannes und ihre Schwester. Dahinter schaut Esel Susi hervor.

Ihr Vater erzählte den Kindern gerne die Mär, dass an der Schülermühle am Erlenbach der Schinderhannes gewohnt hätte. Er liebte die Geschichte, die natürlich nur ein ersponnenes Märchen ist. Der Schinderhannes war ja ein Räuber und Herumtreiber. Irgendwann kam die Idee auf, beim Festzug quasi als Schinderhannes-Familie teilzunehmen, doch es wurde einfach eine Zigeunerfamilie daraus. Ja, damals gebrauchte man diese Bezeichnung noch arglos und ohne Hintergedanken. Passend zur Holzhäuser Geschichte war die Verkleidung auch, gab es doch vor vielen Jahrhunderten wiederholt Überfälle durch herumziehende Zigeuner. Der Papa verkleidete sich als seine Lieblingsfigur Schinderhannes, die Kinder machten mit und der liebenswerte Familienesel Susi sollte das Trio durch Burgholzhausen begleiten. Beate Schellhas erzählte weiter, dass ihr Vater damals gar nicht in Burgholzhausen lebte, nur ihre Oma wohnte hier. So dachte er sich wohl, dass er die Burgholzhäuser ein wenig herausfordern könne und hat sich den Scherz mit der Aufschrift geleistet. Beate hatte damals als die Ehre das provokante Schild vorneweg durch den Ort zu tragen: „Gibt es in diesem Ort nur einen Esel?

Die junge Beate Schellhas „durfte“ das provokante Schild tragen. „Gibt es in diesem Ort nur einen Esel?“

Auf den ersten Blick denkt man, dieses Foto ist in der Haingasse entstanden. Doch es handelt sich um eine Aufnahme in der damaligen Erbsengasse, heute Hanauer Straße kurz bevor das kleine Gässchen kommt.

Manche Holzhäuser waren damals extrem entrüstet, andere amüsierten sich schlicht und einfach. Jedenfalls fand der lebendige Esel aus dem Festzug der 750-Jahrfeier den Weg in gleich zwei Zeitungen, den Taunus-Kurier und gar auf Seite 1 der Tageszeitung für den Kreis Friedberg. Dort waren vier Fotos vom Festzug abgebildet und mit folgender Unterschrift kommentiert:

„MIT VIEL FANTASIE waren die Burgholzhäuser Vereine an die Ausschmückung der 15 Festwagen gegangen, die am Sonntagnachmittag durch die Straßen zogen. Sogar der Jugendclub und ein bisher nicht bekannter „Schwarzfahrerclub“, vertreten von zwei Schülern auf einem Mofa, rollten an den Massen am Straßenrand vorbei. Die schönsten Wagen und Gruppen zeigen wir im Bild: die klampfezupfenden Pfadfinder, das frischgebackene Schützenkönigspaar Erika Fisher (…) und ihr „König“ Paul Kirchner vom Burgholzhäuser Schützenverein, die als Zigeuner verkleidete SVG-Familie und die giftgrün geschminkte Brunnenhexe vom Sauerborn auf dem Wagen der Burgspielschar.“

 

Esel Susi trug geduldig die Körbe durch Burgholzhausen. Das Tier gehörte der Familie.

Vielen Dank für die tollen Fotos und die Aufklärung, liebe Beate!