Burgholzhausen ist um ein eindrucksvolles Graffiti reicher, ein Graffiti, das eine Brücke der Erinnerung baut zum ehemaligen Reichsdorf Holzhausen.
Das ist ja mal ein Hingucker! Seid ihr in letzter Zeit mal von Petterweil aus nach Burgholzhausen gekommen? Auf der linken Seite steht das Stromhäuschen und es ist fast nicht wieder zu erkennen. Ein eindrucksvolles Graffiti ziert es seit einigen Tagen! Der Künstler Jan-Malte Strijek hat es im Auftrag der Stadt Friedrichsdorf gestaltet. Er und seine ansprechenden Street-Art-Werke sind in der Umgebung nicht unbekannt, hat er doch auch z.B. schon in Bad Homburg seine Spraydosen tanzen lassen. Aber auch in Friedrichsdorf hat er längst seine ansehnlichen Spuren gelegt. Nicht nur, dass er bei der Sommerakademie der Friedrichsdorfer Kulturstiftung den Graffiti-Workshop leitete. Nein, seit über zwei Jahren ist er Wiederholungstäter im besten Sinne. Ob in Garniers Keller mit ganz farbenfrohen Spuren oder auf einem Stromkasten in der Bahnstraße mit einem in schwarz-weiß gehaltenen geschichtsträchtigen Motiv aus den Anfängen der Eisenbahn – abwechslungsreich in der Ausgestaltung ist hier definitiv ein Könner am Werk. 1895 steht da, damals kam die Eisenbahn nach Friedrichsdorf. Macht so Geschichte lernen nicht gleich doppelt Spaß? Weitere Motive zur Friedrichsdorfer Stadtgeschichte sind in Arbeit und werden in den nächsten Monaten entstehen. Apropos Stadtgeschichte: am Marc-Aurel-Ring findet sich natürlich das Konterfei des Namensgebers der Straße an einer Trafostation wieder.
Und in Burgholzhausen?
Das Graffiti in der Petterweiler Straße stellt das Thema Gerichtsbarkeit dar. Sehr passend gewählt, galt Holzhausen lange Zeit als ein Reichsdorf und war zu zwei Drittel Reichslehen und direkt dem Kaiser unterstellt. Der Ort durfte sich weitgehend selbst verwalten, dazu gehörte auch das „Hohe“ und das „Niedere“ Gerichtswesen. Spätestens um 1250 hatte Holzhausen die „Hohe Gerichtsbarkeit“, wo ein Schultheiß und sieben Schöffen das Hohe Rügegericht bildeten. Meist ging es an den Gerichtsterminen um regulierende Vorgänge wie Kauf- und Tauschverträge, Steuereinträge oder aber kleinere Kriminalfälle wie Felddiebstahl und leichte Körperverletzungen. Einmal jedoch ist nachweislich ein „Peinlich Halss-Gericht“ in Holtzhausen gehalten worden und das war 1699. Es ist nicht bekannt, welches Vergehen der Verurteilte begangen hat, aber es ist dokumentiert, dass Konrad Wagner durch das Schwert in Holzhausen im Beisein des Prinzen von Homburg an einem Platz nahe dem alten Rathaus hingerichtet wurde. Die Enthauptung durch das Schwert war die einzige Hinrichtungsart, die eine christliche Bestattung zuließ, sie galt als ehrenhafte Hinrichtung.
Noch ist das Objekt nicht komplett fertiggestellt. Die Ausgestaltung geht weiter, sobald die Witterung und die Außentemperaturen es zulassen.
Das Kulturamt der Stadt Friedrichsdorf wird im Frühjahr das Gesamtwerk der Graffiti-Strecke mit Jan-Malte Strijek innerhalb der Stadt vorstellen.
Wenn Ihr den Künstler Jan-Malte Strijek besser kennenlernen wollt, im letzten Kundenmagazin der Süwag wird er und seine Arbeit vorgestellt. Hier ist der Link:
Street-Art aus Frankfurt | Süwag-Kundenmagazin (suewag-kundenmagazin.de)
Oder schaut direkt auf seiner Internet-Seite vorbei unter www.strijek.de