Freitag beginnt das 47. Internationale Horex- und Oldtimer-Treffen in Burgholzhausen
Die Horex ist das deutsche Kult-Motorrad. Am Wochenende röhren die Bikes wieder zahlreich durch Burgholzhausen. 1923 begann die Erfolgsgeschichte in Bad Homburg, als der 22-jährige Fritz Kleemann die Horex Fahrzeugbau AG gründete. Mit Ingenieur Eduard Freise an der Seite, erzielte das neue Motorrad schnell international anerkannte Erfolge. Witzig ist die Herkunft des Namens Horex, denn da steckt nicht nur der Name der Stadt Homburg drin. Kleemann kombinierte ihn mit dem Firmennamen der elterlichen Rex-Konservenfabrik. Die Einmachgläser sind heute noch bestens bekannt, denn die Hessen „rexen“ ihr Obst ein, wo andere vom Einkochen reden. Bis 1956 wurde die Horex in unserer Nachbarstadt gefertigt und feierte Erfolge als Regina, Imperator oder Resident. Seit 2017 gibt es eine Neuauflage als Horex VR6, inzwischen allerdings in Landsberg am Lech gebaut. Kleemanns Leitspruch „Gebaut von Motorradfahrern für Motorradfahrer“ hängt jedes Jahr beim Horex-Treffen im Zelt des Motorsportclub Bad Homburg und erinnert an die Erfolgsgeschichte.
Dieses Motorrad war und bleibt einfach Faszination. Mit Horex verbindet auch die Burgholzhäuserin Petra Hock das „schöne Geräusch der Maschine“ und schwärmt von „den verchromten Tanks. Die Maschinen sind einfach eine Augenweide und wurden zudem noch hier in der Nähe gebaut.“ Sie ist Kassiererin im Motorsportclub Bad Homburg (MSC) und seit Jahren eine der Macher des jährlichen Horex-Treffens in Friedrichsdorf-Burgholzhausen. An ihrer Seite ihr Mann Kuno, der die Aufgabenverteilung bei der Organisation bildlich erklärt: „Sie macht die Software und ich bin für die Hardware zuständig.“ Sie kümmert sich rechtzeitig um die Einladung der internationalen Motorrad-Fans, um den Platz, Zelt, Programm, Klärungen mit Ordnungsamt, Helfer und Presse und ist einfach der Motor bei der Veranstaltung. Er ist dabei, wenn was körperlich angepackt werden muss.
Kuno Hock erzählt, dass sie inzwischen drei eigene Horex-Maschinen in der Familie haben, alle selbst zusammengebaut von seinem Vater. Motorsport-Interessierten ist der Name Hock längst ein Begriff, insbesondere durch seinen Bruder Kurt Hock. Der fuhr bis zu einem tragischen Unfall 2014 auf dem Sachsenring im Team Hock Racing sehr erfolgreich Seitenwagen-Meisterschaften, ja sogar Weltmeisterschaften. Die Liebe zur zweirädrigen Maschine liegt im Blut der Familie, die Liebe zur Horex hingegen ist über die Jahre gewachsen, hat Kuno doch auch eine Vorliebe für die BMW, während man Petra hin und wieder auf ihrer Yamaha über die Taunusstraßen fahren sieht. Beide sind seit Mitte der 1970er Jahre im Motorsportclub Bad Homburg Mitglied und bei den Horex-Treffen erst nur als Teilnehmer, inzwischen als die Macher und Hauptorganisatoren dabei.
Als wenn die Corona-Zeit nicht schon genug Hürden für eine solche Veranstaltung liefert, so stellte sie in der vergangenen Woche mit Schrecken fest, dass der Festplatz in Burgholzhausen zum Materiallager für Straßenarbeiten im Stadtteil genutzt wurde. „Wenn das nicht rechtzeitig weggeräumt ist, entfallen 5 – 6 Stellplätze für Camper“, so Kuno Hock. Die Teilnehmer nehmen oft eine weite Anfahrt in Kauf, um an diesem Treffen teilzunehmen und müssen natürlich irgendwo unterkommen und schlafen.
Rund 50 Teilnehmer erwarten sie in diesem Jahr, ganz so international wie sonst wird es wegen der immer noch andauernden Pandemie nicht werden. Dafür zeigen Frauen mehr Präsenz. „Das Wochenende war sonst eher so ein Männerding, aber in diesem Jahr bringen viele ihre Frau mit“, erzählt Petra Hock, die den Überblick über die Anmeldungen hat. Die Wochenend-Teilnehmer sind durchweg geimpft. Natürlich wurde vorab ein Hygiene-Konzept für die Veranstaltung erarbeitet und vom Gesundheitsamt und Ordnungsamt abgesegnet. Ins Festzelt kommt man nur mit der 3G-Regel und muss sich vorher ein Erkennungsbändchen abholen. Die Tische werden breiter verteilt, maximal sechs Personen dürfen pro Tisch sitzen, für gute Durchlüftung wird gesorgt, der Thekenverkauf wird etwas anders platziert also gewohnt. Die Imperator-Party wird durch einen Kameradschaftsabend ersetzt. Das nehmen sie in Kauf, damit das Horex-Treffen überhaupt stattfinden kann.
Neben einer Gruppe aus Österreich, stehen Fans aus Berlin, Freiburg oder Bad Bramstedt (bei Wacken) auf Hocks Liste. Dazu kommen die spontanen Zweiradfahrer aus der Umgebung, die extra zum bekannten Teilemarkt und zu den Benzingesprächen nach Burgholzhausen anreisen. Der Spezialhändler bietet eine sehr gute Auswahl an Ersatzteilen, die natürlich längst nicht mehr in normalen Fachgeschäften zu erhalten sind. „Er lässt nachfertigen“, so Kuno Hock. Nicht alle fahren Horex, auch andere alte Marken werden zu bestaunen sein: NSU, DKW, BMW, Norton und mehr. Auch einige der neuen Horex VR6-Modelle werden kommen. Interessierte Besucher können sich auf nicht alltägliche Schätzchen freuen. Am Sonntag werden zum Frühschoppen auch einige vierrädrige Oldtimer, vorwiegend amerikanische Autos, erwartet. „Wir sind gespannt, wer kommt“, so Hock.
In Burgholzhausen sind die Biker seit 1996, entstanden ist das Treffen aber 1973, damals noch in Bad Homburg. Die Fertigung der Horex war längst einige Jahre am Ende und die Fabrik an Daimler übergegangen. War es beim Laternenfest, als der damalige MSC-Vorsitzende die Idee hatte? „Lasst uns mal gucke, wie viele Horex wir nach Bad Homburg bringen können!“ Der Aufruf wurde gestartet, viele kamen mit ihren Motorrädern zurück an die Wiege und das Horex-Treffen wurde geboren. Damals traf man sich auf den Buschwiesen, immer eine Woche nach dem Laternenfest. Für die Karnevalisten Hock, damals wie heute, eine terminliche und konditionelle Herausforderung, denn die heutigen Macher vom Horex-Treffen sind auch bei den „Freunden des Karnevals“ aktiv am Start. Im Laufe der Jahre erlebten sie auf den Buschwiesen einige Wasserschlachten, denn der Wettergott war ihnen nicht immer wohl gesonnen. Die Wiesen standen öfters unter Wasser, die Zelte schwammen weg. Es gab gerade mal Toilettenhäuschen. „Gewaschen wurde sich im Trog. Es war alles urwüchsiger“, so Kuno Hock rückblickend. Drum war der MSC froh, als sie in Burgholzhausen den befestigten Festplatz bei der Grundschule nutzen durften mit Waschgelegenheiten in der naheliegenden Turnhalle. Inzwischen ist es das 47. Treffen, nur im vergangenen Jahr mussten sie wegen Corona pausieren wie alle Veranstalter größerer Events.
Samstagmorgen besichtigen die Teilnehmer die Alvi-Ausstellung in der Central-Garage in Bad Homburg, nachdem das Horex-Museum vorübergehend die Ausstellungsobjekte aus dem Gotischen Haus beherbergt, ein Novum im Programm. Nachmittags sind alle zurück auf dem Festplatz und erwarten die Besucher, stöbern nach Ersatzteilen im Spezialteilemarkt und fachsimpeln über die Motorräder. Auch der MSC Winkelmesser ist vor Ort, um das Neueste zum Thema Sicherheit für Motorradfahrer zu präsentieren. Beim Festabend werden die größten Biker-Gruppen, älteste Maschinen und mehr geehrt. Selbst der Homburger OB Alexander Hetjes hat sich für Samstagabend angekündigt. Eine gute Gelegenheit für den Homburger Motorsportverein, um über die Zukunft der Horex-Ausstellung im Horex-Museum zu plaudern und auch einen neuen Standort für das Horex-Treffen zu adressieren.
Denn einen Wermutstropfen gibt es für die Burgholzhäuser. Es wird wohl in diesem Jahr das letzte Horex-Treffen sein, das auf dem Festplatz hinter der Grundschule in Burgholzhausen im großen Zelt stattfindet. Gespräche laufen bereits mit dem IKF Bad Homburg, der Interessensgemeinschaft Kirdorfer Feld. Petra Hock spricht das Thema klar an: Die Organisation der Treffen ist zwar aufwändig, aber mit dem eingespielten Team machbar. Was hingegen mehr und mehr zum Problem wird, ist der aufwändige Auf- und Abbau des Festzeltes, bei dem mindestens 10 Personen erforderlich sind. Darüber hinaus bedarf es einiger helfender Hände, um das dreitägige Treffen mit einem Dreischicht-Betrieb am Laufen zu halten. Unterstützung bei der Durchführung bekommen die Hocks und der MSC u.a. auch vom Horex-Club Taunus und anderen befreundeten Vereinen und, wie das so im Ehrenamt üblich ist, natürlich durch einige Familienmitglieder. Aber hier streut der Zahn der Zeit so langsam Sand ins Horex-Getriebe. „Ich schätze, wir haben ein Durchschnittsalter von um die 64 im Verein“, so Hock. Unter den 46 Mitgliedern des Motorsportclubs sind zwar ein 18-Jähriger, einer Mitte 20, aber dann geht es gleich ab 50 steil aufwärts. Viele Liebhaber der alten Schätzchen sind inzwischen im Rentenalter und können diese Arbeit körperlich nicht mehr lange stemmen. So sind sie auf der Suche nach einer Halle, wo der MSC zukünftig die jährlichen internationalen Treffen weiterhin veranstalten kann. Nach der Corona-Zwangspause war in diesem Jahr eine Zelt-Veranstaltung in Burgholzhausen die umsetzbare Lösung, die sie gerne ergriffen haben. Ob sie das 50. Horex-Treffen noch organisieren wird, weiß Petra Hock noch nicht so genau. Aber jetzt freuen sich die Hocks erst einmal auf das kommende Wochenende und laden alle Freunde alter Motorräder zum 47. Internationalen Horex- und Oldtimer Treffen auf den Festplatz in der Peter-Geibel-Straße in Burgholzhausen ein zum röhrenden Sound der Kult-Maschinen und mehr! (SN)
Das Programm
Freitag, 3. September 2021
- Ab 19.00 Uhr Kameradschaftsabend
Samstag, 4. September 2021
- Vormittags: Besuch der Alvi-Ausstellung in der Central-Garage Bad Homburg
- Nachmittags:
- Motorradausstellung & Benzingespräche auf dem Festplatz in Burgholzhausen mit
- Stand MSC Winkelmesser e.V. zum Thema Sicherheit für Motorradfahrer
- großer Teilemarkt
- Abends: 20.00 Uhr Festabend mit Siegerehrung und Musik
Sonntag, 5. September 2021
- Ab 10.00 Uhr Frühschoppen
- Oldtimer- Ausstellung (zwei- und vierrädrige Oldtimer aus der Umgebung)
- Ausklang am frühen Nachmittag bei Kaffee und Kuchen
Freier Eintritt. Für das leibliche Wohl wird gesorgt. Es gelten die aktuellen Corona-Regeln.